B1. 2- Mangel - Symptome, Diagnostik und Therapie. Ein Mangel an Vitamin B1. Cobalamin) ist häufiger als gedacht und bleibt nicht selten unerkannt. In der Allgemeinbevölkerung sind rund 4 % betroffen, in Risikogruppen, vor allem Ältere und Patienten mit chronischen Darmerkrankungen, bis zu 2. Die unspezifischen Symptome eines Vitamin- B1. Mangels wie Blutbildveränderungen, neurologische Störungen oder psychiatrische Auffälligkeiten erschweren die Diagnose. Empfohlen wird deshalb, bei Risikopersonen alle zwei bis drei Jahre den Vitamin- B1. Status zu bestimmen. Was Sie zur Physiologie und Metabolisierung von Vitamin B1. Symptomen eines Vitamin- B1. Mangels sowie zur Diagnostik, Prävention und Therapie wissen sollten, erfahren Sie in dieser CME- Fortbildung. Vitamin B1. 2 (Cobalamin) ist eine Sammelbezeichnung für unterschiedlich substituierte, wasserlösliche Corrinoide. Sie bestehen aus vier Pyrrolringen mit einem zentralen Kobalt- Atom (Abb. Die freie Valenz am Kobalt- Atom kann durch eine HO- Gruppe (Hydroxycobalamin), durch NO2 (Nitrocobalamin), durch CN (Cyanocobalamin), durch CH3 (Methylcobalamin) oder 5- Desoxyadenosin (Adenosylcobalamin) substituiert sein. In menschlichen Körperzellen kommen nur Methyl- und Adenosylcobalamin vor, die als Coenzyme für Methylierungsprozesse fungieren [1]. Cobalamin wird ausschließlich von Mikroorganismen gebildet und zählt damit zu den essentiellen Vitaminen, die Menschen mit der Nahrung zuführen müssen. Der Tagesbedarf beträgt für Jugendliche ab 1. Jahren und Erwachsene 3 µg pro Tag (Schwangere 3,5 µg/Tag, Stillende 4 µg/Tag) [2] und ist für die Mehrheit einfach zu decken. Vor allem in tierischen Produkten wie Leber, Fleisch, Milch und Eiern ist Vitamin B1. Tabelle 1). Über eine für westliche Industrienationen typische Ernährung werden täglich etwa 3 – 3. Vitamin B1. 2 aufgenommen [3]. Insgesamt ist deshalb ein alimentärer Mangel an Cobalamin (Gesamt- Vitamin B1. Serum) in der Bevölkerung mit normaler Mischernährung selten. Laut einer aktuellen US- Analyse der Daten von Teilnehmern der NHANES- Studie ab 5. Jahren (ohne Anämie, ohne Makrozytose) hatten rund 4 % einen Vitamin- B1. Mangel [4]. Gefährdet sind allerdings Vegetarier und insbesondere Veganer, denen die Substitution von Vitamin B1. Zu beachten ist dabei, dass sich auch bei chronischer Unterversorgung wegen der großen Vitamin- B1. Reservespeicher in unserem Körper (insgesamt 2 – 5 mg, davon 6. Leber) ein Mangel erst allmählich entwickelt und mit einem Auftreten von klinischen Symptomen erst mit einer Verzögerung von fünf bis zehn Jahren zu rechnen ist [3]. Resorption im Darm verläuft sowohl aktiv als auch passiv. Adresse Schwerpunkte; Bischofsweg 48 01099 Dresden Tel.: 0176 61959202 E-Mail. Gesundheitsfördernde Ernährung; Übergewicht/Adipositas Zielgruppe „Erwachsene. Auswahl der Quell -Leitlinien. Parenterale Antidiabetika ohne gesicherte günstige. Orientierungsgrößen der Therapieziele für Erwachsene mit Typ- 2. Vitamin B1. 2 ist in der Nahrung an Proteine gebunden und wird im Magen unter Einwirkung von Pepsin und Salzsäure aus der Proteinbindung freigesetzt. Die Resorption im Darm verläuft sowohl aktiv als auch passiv über Diffusion. Zunächst wird Cobalamin im Magen an von der Magenschleimhaut sezernierte Glykoproteine gebunden, im sauren Milieu des Magens zum größten Teil an das Transportprotein Haptocorrin, zum geringeren Teil an den Intrinsic Factor (IF). Im Duodenum wird Cobalamin durch Pankreasenzyme aus der Verbindung mit dem Transportprotein freigesetzt. Jetzt beginnt, abhängig von der Menge an verfügbarem Vitamin B1. Aufnahme durch Diffusion.
Je mehr Cobalamin vorliegt, desto stärker ist die Diffusion. Rund 1 – 5 % des freien Cobalamins werden durch die passive Diffusion über die Darmschleimhaut resorbiert [3, 5]. Gleichzeitig wird Cobalamin im Dünndarm mit seinem alkalischen p. H- Wert an IF gebunden. Im distalen Abschnitt des Ileums wird dieser Komplex aktiv durch Bindung an die Cubilin- Rezeptoren der Mukosazellen aufgenommen. Abhängig von der Dichte der Rezeptoren werden täglich maximal 1,5 µg Cobalamin über diesen Weg aufgenommen [5]. Dies bedeutet, dass bei hoher Verfügbarkeit von Vitamin B1. Beispiel im Rahmen einer oralen Substitutionstherapie, mehr Cobalamin passiv als aktiv resorbiert wird. Ans Blut und in die Körperzellen wird Vitamin B1. Bindung an das Transportprotein Transcobalamin II übertragen. In den Lysosomen wird Transcobalamin II abgebaut. Das freigesetzte Cobalamin wird im Cytoplasma in Methylcobalamin, in den Mitochondrien in Adenosylcobalamin umgewandelt [1, 5]. Cofaktor von Methylierungsprozessen. Methylcobalamin ist Cofaktor der Methionin- Synthase und dient der Umwandlung von Homocystein zu Methionin, das für die Biosynthese von Folsäure benötigt wird. Bei einem Mangel an Methylcobalamin häuft sich Homocystein an, das in hohen Konzentrationen mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko assoziiert ist. Außerdem akkumuliert das Derivat Methyl- Tetrahydrofolat (Me- THF), so dass ein funktioneller Folatmangel entsteht. Ein Mangel an Vitamin B1. Folsäure beeinträchtigt die Bildung von Purinbasen und Thymidin, Bestandteile von Nukleosiden, die für die DNA- und RNA- Synthese benötigt werden. Infolgedessen ist die Zellvermehrung gestört [5]. Adenosylcobalamin ist Cofaktor der Methylmalonyl- Co. A- Synthase und wandelt Methylmalonyl- Co. A in Succinyl- Co. A um, das unter anderem im Zitronensäurezyklus, der Drehscheibe des Stoffwechsels, eine wesentliche Rolle spielt. Adenosylcobalamin wird unter anderem für die Proliferation, Reifung und Regeneration von Nervenzellen benötigt [6]. Bei einem Mangel häuft sich Methylmalonsäure (MMA) an. Dadurch wird die Bildung der Myelinscheiden von Nervenzellen und die Markbildung der Hinterstränge beeinträchtigt [5]. Außerdem ist Adenosylcobalamin an der reversiblen Umwandlung von Leucin in 3- Aminoisocapronsäure (ß- Leucin) beteiligt. Ursachen eines Vitamin- B1. Mangels. Die häufigsten Ursachen eines Vitamin- B1. Mangels sind Störungen der Resorption, die vor allem unter Älteren verbreitet sind. Insbesondere Patienten mit gastrointestinalen Erkrankungen wie atrophische Gastritis, Pankreasinsuffizienz oder Morbus Crohn (Befall des terminalen Ileums) haben ein erhöhtes Risiko für Mangelerscheinungen (Tabelle 2). In einer Studie an 1. Patienten mit Morbus Crohn wurde bei 1. Vitamin- B1. 2- Mangel und bei 2. Folsäuremangel (< 3 ng/ml) nachgewiesen. Von Patienten mit Colitis ulcerosa, die als Kontrollen dienten (n = 7. Studie nur 3 % bzw. Mangel betroffen [7]. Auch ein Magenbypass, chronischer Alkoholkonsum oder Arzneimittel können die Resorption von Cobalamin beeinträchtigen. Relevant ist zum Beispiel die Einnahme von säurehemmenden Arzneimitteln wie Protonenpumpenhemmern, H2- Rezeptor- Antagonisten und Antazida sowie die Langzeiteinnahme des Antidiabetikums Metformin [3, 8]. Zu weiteren Medikamenten, die mit Cobalamin interagieren können, zählen das Gichtmittel Colchicin, der Lipidsenker Colestyramin, Antiepileptika und Methyldopa sowie Antibiotika wie Aminoglykoside, Neomycin und Chloramphenicol (Tabelle 3) [9]. Nicht zu vergessen: Vitamin B1. Darmflora, in seltenen Fällen auch durch Parasiten wie Fischbandwurm, bereits im Darm zum großen Teil aufgebraucht werden. Bei älteren Patienten wurde, abhängig von der Messmethode, bei bis zu ca. Vitamin- B1. 2- Mangel nachgewiesen [3]. Am häufigsten besteht bei Älteren eine Nahrungs- Cobalamin- Malabsorption (6. Verbindung mit einem prädisponierenden Faktor wie atrophische Gastritis oder chronische Helicobacter- pylori- Infektion. Dieses Syndrom ist durch eine Unfähigkeit der Freisetzung von Cobalamin aus Nahrungsmitteln oder einen Mangel an intestinalen Cobalamin- Transport- Proteinen wie Haptocorrin und Intrinsic Factor (IF) charakterisiert. An zweiter Stelle folgt die perniziöse Anämie (1. Mangel an IF assoziiert ist. Sehr selten sind hingegen genetische Störungen des Vitamin- B1. Stoffwechsels (< 1 %) [3]. Vielfältige unspezifische Symptome. Die Symptome eines Vitamin- B1. Mangels sind vielfältig, unspezifisch und oft subtil. Am häufigsten sind infolge der beeinträchtigten Synthese von Purin- und Pyrimidin- Basen der Nukleinsäuren Blutbildveränderungen wie die perniziöse Anämie. Charakteristisch ist eine Blutarmut mit extrem großen roten Blutkörperchen (megaloblastäre Anämie). In schwereren Fällen können auch Leukopenie und Thrombozytopenie auftreten. Zu den klinischen Symptomen der Perniziosa zählen Blässe der Haut, Atrophie der Schleimhäute, Huntersche Glossitis mit Zungenbrennen bis zur Atrophie der Zungenschleimhaut, Schwäche, Ermüdbarkeit, Antriebsarmut und Schwindel [5]. Häufig haben Personen mit Vitamin- B1. Mangel auch neurologische und psychiatrische Symptome unterschiedlich schwerer Ausprägung, auch bei völligem Fehlen von Blutbildveränderungen. Eine neurologische Folgeerkrankung des Vitamin- B1. Mangels ist die funikuläre Spinalerkrankung (Myelose), die durch die Entmarkung von Hintersträngen und Störung der Pyramidenseitenbahnen des Rückenmarks ausgelöst wird [5, 6]. Zu den möglichen Symptomen zählen: Neurologische Symptome: Parästhesien (Kribbeln bzw. Ameisenlaufen in Armen oder Beinen)Sensibilitätsstörungen (z. B. pelziges Taubheitsgefühl)Gangunsicherheit („Gehen wie auf Watte“)erhöhte Sturzneigung. Störungen der Tiefensensibilität (Erkennen und Lage der Stellung z. B. der Beine sind gestört)Ausfall der Reflexe. Lähmungen [5, 9]Zerebrale/psychische Symptome: Verwirrtheit. Störungen von Gedächtnis und Urteilsvermögen. Apathie. Depressionenpsychotische Zustände. Demenz. Die neurologischen und neuropsychiatrischen Symptome können hämatologischen Anomalien Monate bis Jahre vorausgehen; Blutbildveränderungen können auch ganz ausbleiben. Durch einen Vitamin- B1. Mangel ausgelöst werden können auch Magen- Darm- Beschwerden (Dyspepsie, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe) sowie gynäkologische Beschwerden wie eine Atrophie der Vaginalschleimhaut [3]. Denn das Wachstum von Oberflächenzellen ist bei Vitamin- B1. Mangel gestört. Dies kann sich klinisch zum Beispiel auch in Form von Mundwinkeleinrissen (Rhagaden) und in seltenen Fällen Braunverfärbung der Haut äußern. Diagnostik. Eine Frühdiagnose eines Vitamin- B1. Mangels ist wichtig, da neurologische Symptome irreversibel sein können und häufig vor oder ohne hämatologische Manifestationen auftreten.
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